Alte Liebe rostet nicht!
Auch das ist Ressourcenschutz: „ewiges Leben“. Landwirt Gerhard Funck und sein Linde-Stapler H 15 D von 1972 sind seit mehr als 30 Jahren ein unzertrennliches Paar. Trotz fast täglichem Einsatz gab es nur wenige Reparaturen. Und wenn doch – Linde Ersatzteile, immer noch …
Am besten Kreisverkehr
Linde MH hat sich als Teil der KION Group nicht nur zu Netto-Null-Treibhausgasemissionen entlang seiner Wertschöpfungskette (Scope 1, 2 und 3) bis spätestens 2050 verpflichtet, sondern auch zur internationalen Science Based Targets initiative (SBTi). In diesem Projekt engagieren sich mehr als 1.000 Unternehmen für das wissenschaftlich fundierte Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens. CO2-Reduzierung alleine reicht dazu nicht. Das Ziel ist vielmehr umfassende Kreislaufwirtschaft, bei der das Ergebnis eines Prozesses die Grundlage für einen anderen Prozess bildet. Beispiele für solche Kreisverkehre gefällig?
Alles auf Anfang
„Wir sprechen vom Circular Product Design“, weiß Janine Kirner, Manager Product Sustainability bei Linde MH. „Was wir schon ganz am Anfang in der Produktentwicklung bei den Materialien und dem Design berücksichtigen, entscheidet am Ende des Lebenszyklus darüber, ob das Material im technischen Kreislauf verbleibt und als Ressource für neue Produkte bereitsteht.“ Cradle-to-Cradle-Ansatz – von der Wiege zur Wiege – nennt man das auch.
Linde MH setzt dazu auf einen eigenen Product Evolution Process (iPEP) bei den Flurförderzeugen. Dieser wird über eine Life-Cycle-Management-Software gesteuert, die die Anforderungen und Ergebnisse organisiert sowie dokumentiert. Ein entscheidendes Staplerteil ist beispielsweise schon seit Ewigkeiten aus 100 Prozent recyceltem Stahl: das Gegengewicht. Linde MH lässt es am Standort Weilbach im Odenwald aus Gussbruch produzieren, sogenanntem „3 A Schrott“. Zu dem zählen beispielsweise Gullydeckel oder Gussrohre – und natürlich recycelbare ausgediente Gegengewichte.
Stahlhart aufbereitet
Flurförderzeuge von Linde MH sind ein typisches Produkt des Maschinenbaus und bestehen aus mehreren hundert individuellen Teilen. Die sind überwiegend aus Metall, aber auch aus Kunststoff und wenigen Verbundmaterialien. Das macht die Instandsetzung für ein zweites Leben einfach. Im tschechischen Remanufacturing Center von Linde MH werden jährlich rund 5.000 Stapler aufbereitet und auf Kundenwunsch auch gleich mit aktuellen Zusatzfunktionen ausgestattet. In China bieten wir Kundenunternehmen als erster Anbieter auf dem Markt zudem seit 2022 Stapler-Sharing als innovatives Vermietungsmodell. Alles, was die Kunden dafür brauchen, ist eine App. Ob Gebraucht- oder Mietfahrzeug – in jedem Fall entsteht so eine Win-Win-Situation für Umwelt und Nutzer, denn diese erhalten günstig und direkt ihre Wunschstapler von hoher Qualität.
Li-Ion im Fokus
Die deutliche Mehrheit der Stapler von Linde MH fährt schon lange elektrisch. Die dabei immer öfter verwendete Lithium-Ionen-Batterie gilt als zentraler Bestandteil der Intralogistik von morgen. Umso wichtiger ist es, ihr Potenzial durch Wiederaufbereitung und Recycling voll auszuschöpfen. Linde MH hat für beides bereits Lösungen entwickelt.
Im ersten Schritt geht es darum, die wertvollen Batterien so lange wie möglich im Flurförderzeug zu nutzen. Bei KION Battery Systems (KBS) in Karlstein am Main können Lithium-Ionen-Batterien, die das erste Mal ihre vorläufige Nutzungsdauer erreicht haben oder anderweitig beschädigt sind, wieder aufbereitet werden.
Bei dem Joint Venture des Linde Mutterkonzerns KION Group und des Batteriespezialisten BMZ Holding dreht sich alles um Li-Ion-Batterien. Sie können dort bis zu dreimal innerhalb ihres Lebenszyklus wieder aufgearbeitet werden – im dritten oder vierten Leben sind sie immer noch gut genug als Speicher für grünen Strom. Oftmals reichen eine optische Aufbereitung und der Ersatz von Dichtungen oder Steckern. Manchmal sei aber auch mehr nötig, erklärt Matthias Bald, verantwortlich für Go to market New Energy Solutions: „Dann müssen einzelne Zellmodule ausgetauscht werden. Der konsequent modulare Aufbau dieser Batterien erleichtert das Refurbishment aber deutlich. Damit sind sie gleichzeitig ein gutes Beispiel für ein von Anfang an nachhaltig gedachtes Designkonzept.“ Alte Batterien lassen sich so zu neuem Leben erwecken und können fast neuwertig wiederverwendet werden.
Ist nach einem langen Batterieleben keine Wiederaufbereitung mehr möglich, folgt im zweiten Schritt das Recycling. Auch dafür ist Linde MH über die KION Group gerüstet, die seit Anfang 2023 dazu mit dem Recycling-Spezialisten Li-Cycle Holdings kooperiert. In einem zweistufigen besonders umweltfreundlichen Prozess werden die wichtigsten Materialien zurückgewonnen. Dazu schreddern Spezialanlagen in Magdeburg die Batterien und es entsteht sogenannte „schwarze Masse“, die die wertvollen Metalle enthält. In einem hydrometallurgischen Prozess lassen sich dann aus dieser Masse wertvolle Stoffe wie Lithiumcarbonat oder Nickelsulfat zurückgewinnen und für neue Batterien verwenden. Das alles mit nur minimalen Deponie-Reststoffen, keinerlei Einleitungen ins Wasser und geringen Luftemissionen. „Das Verfahren ermöglicht es, bis zu 95 Prozent der Masse einer Li-Ion-Batterie wieder zu verwenden. Damit sind wir in der Material-Handling-Branche ein absoluter Vorreiter und können bereits die neue EU-Vorgaben für Batterien einhalten“, betont Kirner. „Und wir sind mit unserem Lifecycle-Management-Ansatz noch lange nicht am Ende unseres Weges.“