Nachhaltigkeit in der Lieferkette

Die KION Group hat die Beschaffung – den sogenannten „Einkauf“ – in einer zentral verwalteten globalen Organisation zusammengefasst, die sowohl die Aktivitäten des Flurförderzeug- (ITS) als auch des Supply-Chain-Solutions-Geschäfts (SCS) unterstützt. Als Teil der CTO-Funktion1 soll diese globale Einkaufsorganisation dank Kategorienkompetenz und eines optimierten geografischen Einkaufs Mehrwert schaffen sowie globale Synergien und lokale Flexibilität nutzen, um eine nachhaltige, skalierbare Beschaffungsbasis aufzubauen. Ziel ist ein hervorragendes Management der Lieferantenbeziehungen und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit anderen KION-Geschäftsbereichen.

Um optimale Ergebnisse zu erzielen, Risiken in der Lieferkette zu reduzieren und strategisches Wachstum sowie Kosteneinsparungen voranzutreiben, entwickelt und implementiert KION im Einkauf derzeit globale Aufgaben- und Verantwortungsbereiche, Zielsetzungen, Modelle, Mandate, KPIs, Entscheidungsgremien, Ausschüsse, Schnittstellen und Eskalationsmodelle. Das Ergebnis ist eine zielgerichtete globale Einkaufsorganisation für die gesamte KION Group und damit für die Tochtergesellschaften.

Um das Lieferkettenmanagement nachhaltig zu gestalten, sind eine geeignete Governance-Struktur, hohe Prozessstandardisierung, gute Datenqualität sowie angemessene und umsetzbare Richtlinien erforderlich, die für jede geschäftliche und rechtliche Einheit der KION Group gelten sollen.

Die Einkaufsorganisation soll alle mit Einkaufstätigkeiten betrauten Personen im Konzern über die zu befolgenden Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferantenauswahl und -bewertung informieren. Um die Bedeutung des Themas innerhalb von KION und damit organisationsübergreifend zu unterstreichen, misst der Konzern die Effektivität der Nachhaltigkeitsstrategie anhand von KPIs, die ebenfalls eine Rolle für die Lieferantenbeziehung spielen und Teil der Einkaufsentscheidungen sind.

Das Lieferkettenmanagement der KION Group gestaltet und steuert den Material- und Informationsfluss des gesamten Wertschöpfungsprozesses somit nicht nur auf Basis wirtschaftlicher Kriterien, sondern berücksichtigt auch Nachhaltigkeitsaspekte. Alle wichtigen Prozesse von der Beschaffung des benötigten Materials über die Fertigstellung der Endprodukte bis hin zu deren Bereitstellung beim Kunden werden dadurch sozialverträglich und umweltfreundlich gestaltet. Die globale Einkaufsorganisation ist innerhalb dieser Prozesse und Abläufe allerdings ausschließlich mit der Beschaffung des benötigten Materials und dem damit verbundenen Lieferantenmanagement beschäftigt. Die Bereiche der Fertigstellung bis hin zur Bereitstellung der Endprodukte beim Kunden werden von anderen Bereichen der KION Group und ihren Tochtergesellschaften verantwortet.

Über die nachhaltige Ressourcennutzung der Zukaufteile und eingekauften Dienstleistungen hinaus will der Konzern sicherstellen, dass die Bestandteile der Wertschöpfungskette bestimmten Standards im Hinblick auf Menschenwürde, Arbeitsbedingungen und Umweltverträglichkeit entsprechen. Hierfür richtet die KION Group derzeit ein Informations- und Analysesystem ein, das für das effektive Lieferkettenmanagement relevante Daten und Informationen mit Blick auf die wichtigsten Einkaufs- und Materialposten erfasst.

Grundsätze des Lieferantenverhaltens

Der Konzern hat im KION Group Code of Compliance und in den Grundsätzen des Lieferantenverhaltens (Principles of Supplier Conduct) spezifische Vorgaben und Verhaltensregeln zur verantwortungsvollen Beschaffung festgehalten und verpflichtet seine Lieferanten, diese bei Geschäftsabschlüssen mit Unternehmen der KION Group zu beachten. Die Grundsätze des Lieferantenverhaltens enthalten klare ökologische und ethische Leitlinien im Hinblick auf Umwelt-, Arbeits- sowie Menschenrechtsstandards und liegen entsprechend den wichtigsten Beschaffungsmärkten in drei Sprachen vor.

Die Allgemeinen Einkaufsbedingungen der KION Group sowie individuell vereinbarte Verträge geben zudem detailliert vor, wie Verpflichtungen, geltende Gesetze und die Grundsätze des Lieferantenverhaltens der KION Group einzuhalten sind und wie die Transparenz in der gesamten Lieferkette sicherzustellen ist. Alle diese Regelungen sind selbstverständlich für die gesamte KION Group mit all ihren Rechtseinheiten verbindlich und werden regelmäßig auf ihre Aktualität und Vollständigkeit überprüft.

Dreistufiges ESG-Bewertungsprogramm

Um Nachhaltigkeitsrisiken und -leistung der wichtigsten Lieferanten objektiv und belastbar zu bewerten, hat die KION Group ein dreistufiges ESG-Bewertungsprogramm (Environmental, Social und Corporate Governance) eingeführt, das die SaaS-Plattformen (Software as a Service) von EcoVadis und IntegrityNext nutzt. 2022 hat KION begonnen, alle Lieferanten, die Materialien für die Produktion herstellen – sogenannte „Direct-Procurement-Lieferanten“ – und einen jährlichen Umsatz von über 100.000 Euro mit der KION Group aufwiesen, einer Branchen- und Länderrisikoanalyse mithilfe der Plattform „IQ“ von EcoVadis zu unterziehen, um ihr nachhaltigkeitsbezogenes Risikoprofil zu ermitteln („Phase 1“).

In der zweiten Stufe des Bewertungsprogramms kommt die Plattform von IntegrityNext zum Einsatz, bei der mithilfe eines Fragebogens zur Selbstbeurteilung der Reifegrad der Direct-Procurement-Lieferanten in Bezug auf die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten sowie Umweltschutz ermittelt wird. Als alternative Prüfung erfolgt die Bewertung über die Lieferantenbewertung von EcoVadis. Hier werden die Lieferanten aufgefordert, sich einer Nachhaltigkeitsbewertung basierend auf einer Dokumentenprüfung zu unterziehen („Phase 2“). Dieses Programm wurde im Jahr 2023 noch genauer den Anforderungen des LkSG angepasst, sodass eine interne Risikobewertung hinzukam („Phase 3“).

Mit diesem mehrstufigen Bewertungsansatz wird die Einhaltung spezifischer Standards durch Lieferanten in den Bereichen HSE, Korruptions- und Bestechungsbekämpfung, produktbezogener Umweltschutz sowie Überwachung der vorgelagerten Lieferketten validiert. Vor allem wird damit die Einhaltung von Menschenrechten, Arbeitnehmerrechten und Beschäftigungsstandards bei den Lieferanten geprüft.

Neue Lieferanten werden im Rahmen des Lieferanteneinführungsprozesses zu ihrer Nachhaltigkeitsbewertung befragt und durchlaufen das oben genannte dreistufige ESG-Bewertungsprogramm. Bestandslieferanten werden jährlich überprüft. Mit diesen Ansätzen kann die KION Group die Nachhaltigkeitsleistung ihrer Lieferanten transparent nachvollziehen und Risiken sowie Chancen in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Lieferketten gezielt steuern.

Prozentsatz der direkten Beschaffungsausgaben von Linde MH von sogenannten Tier-1-Lieferanten, die von der globalen ESG-Risikobewertung in Phase 1 (EcoVadis IQ) abgedeckt werden:
2023 20222 2021
90 % 87 %
Prozentsatz der direkten Beschaffungsausgaben von Linde MH von sogenannten Tier-1-Lieferanten, die von einer individuellen Risikobewertung in Phase 2 (EcoVadis oder IntegrityNext) abgedeckt werden:
2023 2022 2021
69 % 55 % 25 %

Im Juli 2023 hat sich die KION Group den Zielen der SBTi (Science Based Target initiative) verpflichtet. Damit wurde die kontinuierliche Reduzierung der CO2-Emissionen innerhalb der KION-Lieferketten zu einem verbindlichen Ziel. CO2-Reduzierungs- sowie Net-Zero-Anforderungen fließen seither in die Lieferantenbeziehungen und die taktische Gestaltung der Lieferkette ein. Die globale Einkaufsorganisation entwickelt und implementiert fortlaufend entsprechende Methoden, Prozesse und Strategien, um dieses Ziel erfolgreich zu erreichen.

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)

Die KION Group hat die Vorgaben des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) aus dem Jahr 2021 zum Anlass genommen, das Programm zur Lieferantenevaluierung und -bewertung in allen Regionen für direkte und indirekte Einkaufskategorien genau zu untersuchen. Daraus ist das bereits beschriebene dreistufige ESG-Bewertungsprogramm entstanden. Zusätzliche Nachhaltigkeitsanforderungen ergänzen die neuen Prozesse zur Lieferantenbewertung.

Ein zentrales Element des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes von 2021 ist die Schulung der eigenen Mitarbeitenden zu den Themen Menschen- und Umweltrechte in der Lieferkette. In diesem Zusammenhang haben im Jahr 2023 mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in der Beschaffung eine Schulung zu den Maßnahmen absolviert. Durch diese Umsetzung möchte die KION Group ihre Lieferanten zur Einhaltung von Menschenrechten, Arbeitsrechten und Beschäftigungsstandards sowie zum Umweltschutz verpflichten. Weitere Schulungen und die Abdeckungsverfolgung sind im Rahmen des umfassenden dreistufigen ESG-Bewertungsprogramms und der aktiven Nachhaltigkeitsinitiativen für 2024 geplant.

Konfliktmineralien und Konfliktgebiete

Die Strategie der KION Group bringt wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte in Einklang. Alle internationalen Gesetze und Vorschriften einzuhalten und gleichzeitig die Kundenerwartungen zu übertreffen, hat dabei auch für die globale Einkaufsorganisation oberste Priorität. Gemäß den entsprechenden Vorschriften der Europäischen Union ist der Konzern zwar nicht verpflichtet über Konfliktmineralien Bericht zu erstatten, dennoch erkennt er die Vorschriften an und arbeitet daran, Konfliktmineralien und Konfliktgebiete in das Modell zur Bewertung und Verbesserung der nachhaltigen Lieferkette aufzunehmen. Um die Transparenz bezüglich dieser Themen in der Lieferkette zu verbessern, hat die KION Group die Übermittlung der standardisierten Berichtsvorlage Conflict Minerals Reporting Template (CMRT) durch die Lieferanten an KION in ihre Allgemeinen Einkaufsbedingungen aufgenommen. Ebenso hat sich KION entschieden, mit dem SaaS-Plattformanbieter Assent zusammenzuarbeiten. Über dessen Compliance-Portal, das mehr als 800 Unternehmen nutzen, analysiert KION nicht nur produktspezifische Daten der Lieferanten, sondern identifiziert auch Schmelzwerke oder Raffinerien in ihrer Lieferkette anhand der abgegebenen CMRTs. Diese CMRTs müssen von den Lieferanten jährlich an KION kommuniziert werden.

Seit 2022 nimmt die KION Group an einer von Assent koordinierten jährlichen Industrieinitiative teil, die gezielt Schmelzwerke und Raffinerien auffordert, sich durch branchenweit anerkannte Auditierungsprogramme bewerten zu lassen. Hieran beteiligen sich durch Unterzeichnung eines gemeinsamen Briefes – mit Verlinkung zu den Auditierungsinstituten – über 200 Unternehmen. Damit wird die Bedeutung der Auditierung gegenüber noch nicht bewerteten Unternehmen nochmals verdeutlicht.

Im Jahr 2023 trat der konzernweit geltende Conflict-Minerals-Standard in Übereinstimmung mit der von der OECD herausgegebenen Due Diligence Guidance für verantwortungsvolle Lieferketten von Mineralien aus Konfliktregionen und Hochrisikogebieten, der europäischen Konfliktmineralien-Verordnung (EU) 2017/821 und dem US-amerikanischen Dodd-Frank-Gesetz in Kraft. Mit diesem Standard hat die KION Group ihr eigenes Engagement klar formuliert und ihre Erwartungen an ihre globalen Lieferanten hinsichtlich Konfliktmineralien in den KION-Prinzipien für Lieferantenverhalten festgelegt. Dieser Standard gilt für alle Gesellschaften der KION Group weltweit und für alle Mitarbeitenden – insbesondere für diejenigen, die in die Entwicklung und den Einkauf von Waren und Dienstleistungen involviert sind.

Fußnoten:
[1] Mit ihrem marken- und regionenübergreifenden Entwicklungsansatz verfolgt die KION Group das Ziel, einheitliche Standards und eine globale Koordination der technischen Aktivitäten zu erreichen. Funktionsbereiche wie Forschung und Entwicklung, Einkauf, Qualität und Nachhaltigkeitsmanagement sind dazu unter dem KION GROUP AG Vorstandsressort des Chief Technology Officers (CTO) gebündelt.
[2] ESG-Bewertung (Phase 1 und 2) erst seit 2022 vorhanden.
[3] EcoVadis wurde bereits im Jahr 2019 eingeführt.